FiBA – Freifunk im Brauerinternat Arnstein

Seit Ende August steht den Flüchtlingen/Asylbewerbern im Brauerinternat Arnstein ein offener Zugang zum Internet (WLAN) zur Verfügung, ein wichtiges Stück Willkommenskultur, die Möglichkeit der Kontaktaufnahme und Kommunikation mit der Heimat, Zugang zu Information und Bildung.

Das WLAN wurde durch die Zusammenarbeit von Landratsamt Mainspessart und dem Arnsteiner Netz e.V. ermöglicht. Das LRA stellte die Leitungen zur Verfügungen, während das Arnsteiner Netz die erforderlichen Geräte einrichtete. Der freie und offene WLAN-Zugang wurde über die Ressourcen von Freifunk Franken realisiert, um bei der großen Anzahl der Netzteilnehmer die in Deutschland einmalige Situation der sogenannten „Störerhaftung“ in den Griff zu bekommen.

Das WLAN (Wireless LAN – Drahtloses Funk-Netzwerk) erfreut sich seither regen Zuspruches. Das Angebot wird gerne und in vollem Umfang genutzt. Wenn in Spitzenzeiten bis zu 120 Teilnehmer angemeldet sind, werden die Kapazitätsgrenzen der DSL-Leitung auch schon mal deutlich überschritten.

Die aktuelle Auslastung kann hier (letzte Spalte: Clients) eingesehen werden – Router Arnsteiner Netz.

Technische Umsetzung

Technik-Partner: Freifunk Franken , weitere Info: Freifunk

Verfügbarkeit von Internet bzw. hier WLAN
(WiFi – die Flüchtlinge sprechen ausschließlich von „WeiFei“!)

  1. Eine zentrale Versorgung mit stationären PC’s erschien untauglich, da die verfügbare Zeit über den Tag nicht ausreicht, alle Interessenten zufrieden zu stellen. Ein Ticketsystem mit Zeitslots ist personell nicht zu bewerkstelligen und zu überwachen. Ein „Internet-Cafe“ in diesem Sinne ist daher aufgrund des Mengengerüstes eine ständige Quelle erheblichen Unfriedens.
  2. Eine zentrale Versorgung mit WLAN an einem Ort, z.B. Speisesaal, Eingangsbereich, etc. führte zu einer ständigen Menschenansammlung zu allen Tages- und Nachtzeiten, da der Kommunikationsbedarf hoch ist und der Umgang mit den Medien intensiv gepflegt wird (Anm: Man hat ja auch sonst tatsächlich absolut nichts zu tun!)
    Die Recherche ergab, dass zentrale WLAN-Versorgung (z.B. Rathaus, Kiosk, „Platz“) vielerorts regelmäßig zu auf Dauer unerwünschten „Gesellschaftsräumen“ führt.
  3. Die Menschen möchten ihr mitgebrachten Smartphones oder auch Laptops, oft die letzte Habseligkeit und wesentliches Kommunikationsgerät, individuell nutzen. Auch das spricht für dezentrale bzw. flächige Versorgung.

Unsere Lösung

Eine getaktete Lösung mit Zeiten der Abschaltung wurde grundsätzlich ausgeschlossen, da es uns nach unserer Auffassung nicht zusteht zu reglementieren, wer wann wo und wie das Internet nutzt (siehe auch „Freifunk„-Prinzip), auch haben wir keinen erzieherischen Auftrag!

Wir haben nach zunächst zentraler Versorgung versucht, WLAN soweit es geht in allen Wohnbereichen zu ermöglichen. Damit verteilt sich die Nutzung auf das gesamte Haus, jeder kann sich aufhalten wo er möchte und ist ggf. lediglich durch eine wie auch immer geartete „Zimmerordnung“ limitiert. Zu Vermeidung von Unfrieden und Beschwerden wurde darauf geachtet, dass WLAN soweit technisch möglich flächendeckend verfügbar ist.

Erfahrung

Durch die Verteilung auf den gesamten Bereich der Unterbringung und das durchgehende Angebot wurde es deutlich ruhiger im Haus. Die Ansammlungen von Menschen an bestimmten Stellen gibt es nicht mehr.

Probleme macht die Art der Nutzung. Bei intensiver Nutzung von Streaming-Diensten kommt das Netz wegen der geringen, verfügbaren Bandbreite an seine Grenzen. Eine Regelung dafür zu treffen ist nicht möglich, die Disziplinierung ergibt sich zwangsläufig von selbst. Der „Knoten“ löst sich stets dann, wenn die Teilnehmer vorübergehend das Netz verlassen. Unsere Erklärung vor Ort: „100 Smartphones mit Video und Musik gleichzeitig geht einfach nicht“ – „Too many people online, too busy!“. Das reicht in der Regel. Das Angebot wird sehr intensiv und gerne genutzt, trotz der lastbedingten Engpässe. Textdienste wie „WhatsApp“, „Twitter“ etc. funktionieren eigentlich immer.

Technik

In Arnstein sind aktuell 3 Uplink-Router, 5 Freifunk-Router und 3 Accesspoints im Einsatz

Begriffserklärung (stark vereinfacht): „Router“ sind Geräte, die die Datenübertragung ins Internet, oftmals auch per Funk, ermöglichen (Details dazu bei Freifunk).

 

Externe Informationen zum Thema (Beispiele, es gibt zahllose weitere Quellen):

WLAN in Darmstädter Flüchtlingsunterkünften, mit breiter Unterstützung durch Stadt und Kommune.

Freifunk für Flüchtlinge in Aachen, unterstützt durch öffentliche Hand und Betreiber,
hier geht man auch deutlich in die Breite.