Eine große Freude auf beiden Seiten

Hilfslieferung mit Weihnachtspäckchen konnte doch noch zugestellt werden

Seit eineinhalb Monaten standen sie fertig gepackt im Spendencenter und die Hoffnung, dass sie zumindest zum orthodoxen Weihnachtsfest am 6./7. Januar noch im Binnenflüchtlingsheim nach Truskawez in der Ukraine verteilt werden konnten, wurde von Tag zu Tag geringer. Die Rede ist von den Weihnachtspäckchen aus der Aktion „Von Kindern für Kinder“, die planmäßig Ende November auf die Reise gehen sollten, ebenso wie die übrige Lieferung des Helferkreises Arnstein und aus Fulda von „People for People“. Insgesamt waren hier zwei 40-Tonner bestellt – doch dann kam der Streik in Polen und damit kam kein Transport mehr zustande.
Um aber zumindest die Weihnachtspäckchen noch am Wochenende des 6./7. Januars zustellen zu können, erklärten sich spontan Bernd Röll und Joachim Strobel bereit, gemeinsam mit einem Team aus Fulda mit zwei Sprintern die 1200 Kilometer nach Truskawez zu fahren. – Eine Herausforderung nicht nur aufgrund der Strecke und der winterlichen Verhältnisse sondern insbesondere auch wegen all der Ungewissheit ob der Sicherheit und der Situation an der Grenze, hatten sich doch die Einfuhrbestimmungen geändert und war es das erste Mal seitdem, dass ein Transport in die Ukraine ging.

1200 Kilometer bis Truskawez

Den für die Fahrt notwendigen Sprinter konnte Bernd Röll aufgrund seiner persönlichen Kontakte von der Gärtnerei Eichelmann aus Gaibach, bei Volkach, kostenlos für den Hilfstransport ausleihen – durchaus keine Selbstverständlichkeit für eine so weite Fahrt und noch dazu  in ein Land, das vom Krieg geprägt ist. Am Freitagabend wurde gepackt, damit es gleich Samstagfrüh, am 5. Januar, los gehen konnte. Kurz vor der polnisch-ukrainischen Grenze übernachteten die beiden Arnsteiner und trafen am nächsten Morgen auf den Sprinter aus Fulda, in dem Daniel Hamaliy mit seinem Begleiter eine weitere Lieferung von Lebensmitteln und dringend benötigten medizinischen Waren für dasselbe Lager dabeihatten. Gemeinsam wollten sie über die Grenze, damit Daniel Hamaliy gegebenenfalls übersetzen konnte. Nach drei Stunden Wartezeit waren die beiden Sprinter aus Arnstein und Fulda an der Reihe und nach weiteren Zollerklärungen trennten sie nur noch gut 70 Kilometer von ihrem Ziel. Es war eine Etappe, die mehr und mehr anstrengend wurde, denn dauerhafter Schneefall und Glätte ließ die Straßen abseits der Autobahn nur noch schwer befahrbar werden.

Freudige Erwartung

Doch die Anstrengung wurde bei der Ankunft mehr als belohnt durch die strahlenden Kinderaugen, die den Wagen schon sehnsüchtig erwarteten. In dem Binnenflüchtlingsheim bei Lwiw sind insbesondere Frauen mit Kindern  untergebracht. Es war nur eine Frage von wenigen Minuten, bis der Sprinter ausgeladen und alle 489 Weihnachtspakete in der großen Halle des Lagers gestapelt waren. Alle Päckchen waren beschriftet nach Jungen oder Mädchen und für welches Alter das Weihnachtsgeschenk zusammengestellt war. Gemeinsam mit der Leiterin des Heims, Khrystyna Khomik, teilte Daniel Hamaliy die Geschenke entsprechend aus und die Freude und die Dankbarkeit der kleinen und größeren Bewohner und Bewohnerinnen war alle Strapazen wert, resümierte Joachim Strobel im Gespräch in der Redaktion und Bernd Röll ergänzte: „Es war eine Herausforderung, aber auch eine neue Erfahrung, die bleibenden Eindruck hinterlassen hat.“

Blitzbesuch in Lubniany

Die Herausforderung setzte sich dann noch insbesondere auf der Rückfahrt fort, hatte das Schneegestöber doch zugenommen und wollten die beiden Arnsteiner auf jeden Fall noch am Abend wieder über die Grenze, um nicht in den erwarteten Montagsstau für die Grenzabfertigung zu kommen. Weit nach Mitternacht erreichten sie Jaroslaw, von wo aus sie am nächsten Tag noch einen Abstecher in die Arnsteiner Partnerstadt Lubniany machten. Hier wurden sie von Bürgermeister Parvel Wasiak, Partnerschaftsbeauftragten Roland Krause und Lydia Czurlok, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit in der Partnerstadt, herzlichst begrüßt und zu einem ausgiebigen Imbiss eingeladen. Fränkische und schlesische Spezialitäten wurden als Gastgeschenke ausgetauscht – und gestärkt brachen die beiden Arnsteiner zu ihrer letzten Etappe auf: die letzten 700 Kilometer bis nach Arnstein.

Sprinter gesucht

„Ich könnte mir gut vorstellen, auch häufiger eine Hilfslieferung in das Flüchtlingsheim nach Truskawez zu fahren, wenn wir einen Sprinter zur Verfügung gestellt bekommen“, zeigte sich Joachim Strobel begeistert von der Aktion. „Die Gärtnerei Eichelmann kann auf ihren Sprinter nur im Winter verzichten, doch vielleicht ergibt sich ja noch eine andere Möglichkeit – und dann sind wir wieder dabei!“
Hilfe wird in Truskawez in vielerlei Hinsicht dringend benötigt. Die aktuelle Bedarfsliste und weitere Informationen zu Spendenmöglichkeiten sind auf der Internetseite des Helferkreises Arnstein unter https://helferkreis.arnsteinernetz.de zu finden.

In Lubninany: Roland Krause, Bernd Röll, Bürgermeister Parvel Wasiak, Lydia Czurlok und Joachim Strobel – Foto Lydia Czurlok
Bernd Röll, die Heimleiterin Khrystyna Khomik und Joachim Strobel freuen sich mit den Kindern über die Präsente. – Foto Daniel Hamaliy
Vorfreude auf die Verteilung der Päckchen – Foto Khrystyna Khomik
Daniel Hamaliy (rechts) mit seinem Begleiter Leo (links) und Joachim Strobel – Foto Khrystyna Khomik
Ein Sprinter voller Weihnachtspäckchen
Helferkreis

Previous article

Warme Kleidung und Koffer