Ihr seid großartig!

Forstunternehmen Reith und HSL-Fresh transportierten Hilfslieferungen

Bürgermeister Sauer und Dr. Turin danken dem Helferkreis Arnstein

ARNSTEIN. Spontan kamen am Mittwoch-Nachmittag über 40 Mitglieder des Helferkreis Arnstein zusammen, um ein Feedback über die Ankunft der Hilfslieferungen in das Ukrainische Kriegsgebiet und für die Ukraine-Flüchtlinge zu bekommen. Ein besonderes Dankeschön ging an die beiden Arnsteiner Firmen HSL-Fresh, Logistik und Spedition und das Forstunternehmen Reith. Beide Betriebe stellten ihre 40 Tonner LKw’s mit Fahrern kostenlos für den Transport von Hilfsgütern an die Ukrainische Grenze zur Verfügung. Und sie sind bereit, weitere Fahrten zu übernehmen. Für den Transport der Waren von Arnstein nach Karlstadt stellt seit Beginn der Hilfsaktion die Firma Kfz-Hofmann in Gänheim ihren Sprinter kostenlos zur Verfügung.

Über 40 Helferinnen und Helfer trafen sich vor der Kleiderkammer im ehemaligen Arnsteiner Edekamarkt, um sich über den Transportweg und den aktuellen Bedarf an Hilfsgütern zu erkundigen. Bürgermeister Franz-Josef Sauer bedankte sich für den herausragenden Einsatz des Arnsteiner Helferkreises und den beiden Logistikunternehmen HSL-Fresh und Forstunternehmen Reith für die kostenlose Übernahme von drei Hilfstransporten.

Anlieferung der Hilfsgüter verläuft problemlos

Dietmar Reith berichtete über die Erfahrungen, die er und Mitglieder seiner Familie während der Transportfahrten gemacht haben. „Wir sind freitags weggefahren, haben uns zu zweit abgewechselt und waren nach 28 bzw. 32 Stunden wieder zu Hause. Begeistert äußerte sich Reith über das hervorragend funktionierende Umnladesystem. „Die Helfer an der Grenze arbeiten rund um die Uhr und kommen nicht selten an die Grenzen des Leistbaren“.

Arnsteins Bürgermeister Franz-Josef Sauer bedankte sich bei den vielen Helferinnen und Helfern, die seit Wochen in Arnstein und in den angrenzenden Gemeinden aktiv sind, um den Menschen in der Ukraine und den Geflüchteten zu helfen. „Die Erfahrungen aus der Syrien-Flüchtlingshilfe kommen uns jetzt zugute“, sagte Sauer. Beispielgebend dankte er den, in Arnstein lebenden, syrischen Flüchtlingen, die den Helferkreis tatkräftig unterstützen. Vorgestellt wurden auch die Mitarbeiterinnen der Stadt Arnstein Anja Morgenstern, Petra May, Michaela Dürr, die Ansprechpartner für die angekommenen ukrainischen Flüchtlinge sind und für Bürger, die Wohnraum zur Verfügung stellen wollen. Sie helfen auch bei allen Behördenangelegenheiten.

Petra May, Michaela Dürr und Anja Morgenstern sind die ersten Ansprechpartnerinnen in der Stadtverwaltung Arnstein, für die aus der Ukraine geflüchteten Menschen. Wer Hilfe leisten, Wohnraum anbieten oder bei Behördengängen unterstützen will, ist bei den drei Mitarbeiterinnen an richtiger Stelle.

Dr. Igor Turin – Initiator der Ukrainehilfe Main-Spessart

Dass die Hilfe ankommt und auf welchem Weg die Hilfspakete zu den Menschen im Kriegsgebiet gelangen – darüber berichtete Dr. Igor Turin, der von Karlstadt aus die Hilfslieferungen koordiniert. „Ich kann Ihnen versichern, dass die Hilfspakete, die von hier verschickt werden, auch wirklich dort ankommen, wo sie am dringendsten gebraucht werden“, so Dr. Turin. Der aus der Ukraine stammende – und nun in Karlstadt niedergelassene Rheumatologie und Kardiologe – nutzt seine Sprachkenntnisse und seine Beziehungen zu Ukrainischen Krankenhäusern, um gezielte Hilfspakete schnüren zu können.

„Ich danke allen, die Zeit, Geld und Kraft investieren, um Soforthilfe für die Ukrainische Bevölkerung zu leisten“. bedankte sich der Arzt bei den Helfern und den beiden Inhabern der Logistikunternehmen. „Aber ich muss auch sagen, dass es vermutlich noch sehr lange dauern wird, bis dieser Krieg sein Ende findet. Ich fürchte, es ist erst der Anfang“, so Dr. Turin.

Dr. Igor Turin berichtete über die, von ihm geschaffenen, logistischen und medizinischen Netzwerke für die Ukraine-Hilfe. Besonders dringend werden aktuell medizinische Hilfsmittel, Medikamente, Lebensmittel und Babynahrung benötigt. Mit Spenden kann gezielt und in großen Mengen eingekauft und angeliefert werden. Im Bild: Dr. Igor Turin mit der Leiterin des Helferkreis Arnstein, Cornelia Fuchs.

Medikamente – Medizintechnik – Nahrungsmittel

Der Kreislauf der Nahrungsmittel- und Medizinversorgung ist bereits zusammengebrochen. Die Menschen brauchen dringend Medikamente, Medizintechnik und Nahrungsmittel. Turin berichtete über das Schicksal einer Klinik in der beispielsweise Operationslampen mit Stativ und Akku fehlen, in der Schwangere ihre Kinder im Keller zur Welt bringen müssen, weil sie aus Angst vor Bombardierung und Beschuss nicht in den Krankenzimmern bleiben können. „Als nächstes werden wir zwei Dieselgeneratoren auf den Weg schicken“.

Internationales medizinisches Netzwerk

Das medizinische Netzwerk, das Dr. Turin geschaffen hat, hilft Menschen vor Ort; aber es hilft auch den Flüchtlingen, vor allem dann, wenn sie mit Krankheit oder Behinderung in Deutschland ankommen. Als Beispiel nannte er die sofortige Notoperation an einem geflüchteten sechsjährigen Jungen oder die Fortführung der Krebsbehandlung bei einer, durch die Flucht entkräfteten, Frau. “Das aufgebaute Netzwerk ist international mit Ärzten und Krankenhäusern verflochten“, so der Arzt. Begeistert ist er auch für die Bereitschaft der Menschen in der Region, Flüchtende bei sich aufzunehmen und zu versorgen.

Dramatische Situation in Krankenhäusern

Die Lieferungen aus Karlstadt werden derzeit bis zur Grenze bei Lemberg (Lwiw) gebracht. Dort warten bereits Beladeteams, um die Hilfsgüter auf eigene Fahrzeuge zu verladen und gezielt weiter zu transportieren. „Es gibt große Lagerhallen mit Industrieregalen, die per Gabelstapler bedient werden“, so Turin. Der Transport in das Kriegsgebiet erfolgt per Sprinter, Lkw und per Bahn. In einen Bahnwaggon passen 15 LKW-Ladungen. Deshalb sei es wichtig, die Pakete stabil zu verpacken, genau zu beschriften und den Inhalt aufzuführen, weil die Pakete auch geprüft werden. Sinnvoll sei es möglichst viele gleiche Artikel in ein Paket zu geben.

„Zur Zeit ist den Menschen in der Ukraine am besten mit Spenden geholfen“, bat Dr. Turin. Mit dem Geld können gezielt Medikamente in größeren Mengen und auch Verbandmaterial, medizinische Geräte, Lebensmittel und Babynahrung angeschafft werden. „Kleiderspenden werden nicht gebraucht“, so der Arzt. „Aber die Menschen in den großen Städten wie Charkow ist eine Ausgangssperre verhängt, so dass Einkäufe nicht möglich sind. Lediglich Trinkwasser steht zur Verfügung. In den Krankenhäuser würden Patienten-Nahrungsmittel für drei Wochen gebunkert. Zwischenzeitlich käme es zu Plünderungen durch Militär in den verlassenen Häusern und Geschäften. „Die Bevölkerung macht Jagd auf Plünderer“, so Turin.

Video aus der Ukraine zeigt Arnsteiner Paketanlieferung

Cornelia Fuchs, die Leiterin des Helferkreis Arnstein, bedankte sich bei den vielen Helferinnen und Helfern, die das Leid, das über die Ukraine hereingebrochen ist, erkennen und bereit sind, ehrenamtlich und spontan Hilfe zu leisten. Zum Informationsnachmittag dazu gekommen waren auch Karlstadts dritte Bürgermeisterin Anja Bayer und Schwanfelds ehemaliger Bürgermeister Richard Köth. Bayer bat die Bevölkerung, nicht mehr benötigte Rolatoren, Rollstühle, Thrombose-Spritzen, verpackte Mullbinden und Kompressen bei den zentralen Kleiderkammern abzugeben. „Auch ungeöffnete Medikamentenpackungen, die nicht mehr gebraucht werden und noch eine Haltbarkeit von drei Monaten haben, werden dankbar angenommen.“

Erfreut berichtete Cornelia Fuchs von einem Video über die Ankunft einer Hilfslieferung, das ihr aus der Ukraine zugeschickt wurde, und auf dem die beispielhaft gepackten Hilfsgüter aus dem Arnsteiner Helferkreis zu erkennen waren. „Da hatte ich plötzlich Tränen in den Augen“, so die Organisatorin.

Für die angekommenen Flüchtlingskinder werden Büchertaschen, Hefte, Schreibmaterialien benötigt; auch diese können in den Sammelstellen Arnstein und Karlstadt abgegeben werden.

Schwanfelds ehemaliger Bürgermeister Richard Köth berichtete von ukrainischen Austauschjugendlichen, die vor einigen Jahren einen sozialen Dienst in Schwanfeld leisteten und mit denen er nach wie vor regelmäßig in Kontakt stehe. „Seit zwei Wochen habe ich allerdings nichts mehr von den jungen Leuten gehört. Das macht mir große Sorge“.

Karlstadt dritte Bürgermeisterin Anja Bayer (2.v.r.), Schwanfelds ehemaliger Bürgermeister Richard Köth (rechts), Dr. Igor Turin (2.v.l.) und die Leiterin des Helferkreis Arnstein, Cornelia Fuchs (links), informierten über den gezielten Hilfsbedarf für die geflüchteten Ukrainischen Familien. Benötigt werden (auch gebrauchte) medizinische Hilfsmittel wie Rolatoren, Rollstühle, verschlossene – und noch haltbare – Medikamente, Thrombose-Spritzen und –strümpfe, Büchertaschen und Schreibmaterial für die Kinder.

Treffen mit Ukrainerinnen und Ukrainern in der Stadthalle

Bürgermeister Franz-Josef Sauer hatte am Samstag, 9. April um 16 Uhr alle in Arnstein und Umgebung lebenden ukrainischen Bürger und alle neu angekommenen Ukraine-Flüchtlinge zu einem Nachmittag des Willkommens und der Begegnung in die Arnsteiner Stadthalle eingeladen.

Willkommen waren auch alle in der Ukrainehilfe beteiligten Bürgerinnen und Bürger, die Gastgeber, Wohnungsvermittler, alle Mitglieder des Helferkreises und alle, die erfahren wollten, wie den Menschen im Kriegsgebiet und auf der Flucht am besten geholfen werden kann.

Es war ein Nachmittag der Begegnung und des Kennenlernens.